Folge 3: Wie JobRad® ein Tech-Unternehmen wurde
Shownotes
Hallo liebes Internet! Hallo werte Zuhörer:innen,
Danke fürs Einschalten! Heute klären wir mit euch zusammen die Frage: Wie wird man vom Fahrrad-Leasing-Anbieter zum Tech-Unternehmen?
In Folge 3 sprechen wir mit Martin Ardelt, Product Manager bei JobRad, über die Entstehung unserer Product and Tech Organisation (PTO). Es geht um die Anfänge der Softwareentwicklung bei JobRad, Herausforderungen auf dem Weg und darum, wie wir heute in der PTO arbeiten.
Aber! Wenn du schon bis hier gelesen hast! Ja genau du!
Wir freuen uns sehr über Feedback! Was hat dir gefallen, was können wir verbessern? Was wünscht du dir für Themen? Immer raus damit!
Und in diesem Sinne, rauf aufs Rad und Increase Cycle Time!
Bis bald
Urs und Holger
Transkript anzeigen
00:00:00: Hallo, liebes Internet. Herzlich willkommen zu Increase Cycle Time, der Jobrat Development
00:00:19: Podcast. Ich bin der Holger. Ich bin Soft Engineer in der PTO bei Jobrat, der Product and Tech
00:00:26: Organisation. Ich mach das aber nicht alleine hier. Ich sitze unter anderem hier im Raum mit
00:00:31: meinem geschätzten Kollegen Urs. Hallo Urs. Hallo Holger und hallo liebes Internet. Ich bin Urs. Ich
00:00:37: leite das Team Developer Experience in der PTO und mal zu zweit und heute auch mit Gast wollen
00:00:44: wir euch das Thema Software Development bei Jobrat in all seinen Facetten näher bringen. Heute dabei
00:00:50: ist der Martin. Hallo zusammen. Ich bin Martin. Ich bin Produktmanager bei Jobrat und bin seit knapp
00:01:01: acht und ein halben Jahren dabei, immer irgendwie in der Software Entwicklung. Die Rollen hießen
00:01:06: unterschiedlich. Die Tätigkeit ist ähnlich. Genau. Und ich freue mich heute mit den beiden ein bisschen
00:01:11: über die Historie zu sprechen und wie wir dahin gekommen sind, wo wir heute sind. Ja cool, dass
00:01:15: ihr die Zeit genommen hast. Fantastisch. Ja, wir haben schon in den Folgen davor immer mal wieder
00:01:21: über die PTO geredet. Haben das auch schon, glaube ich, in der allerersten Folge, haben wir das
00:01:25: schon so ein bisschen skizziert. Aber natürlich spannend ist die Frage, warum gibt es dir überhaupt
00:01:31: wie es hier entstanden? Und da ist der Martin, glaube ich, einer der besten Kandidaten um das
00:01:37: mal, du warst dabei. Das hoffen wir auf jeden Fall. Sonst hätten wir den falschen eingeladen. Da
00:01:42: müssen wir sofort abbrechen. Ja, dann schaue ich mal, ob ich ein bisschen was Spannendes erzählen
00:01:49: kann. Der erste war ich nicht. Ich war Mitarbeiter Nummer 85, glaube ich, aber in der Software
00:01:56: Entwicklung, letztendlich waren wir zu zweit. Also ich habe angefangen, da hieß die Rollen noch
00:02:01: Projektmanager. Und die komplette Software Entwicklung war bei einem externen Dienstleister. Am
00:02:07: anderen Ende der Republik. Da sind wir alle sechs Wochen zum Sprint-Planning hingefahren. Es war
00:02:15: letztendlich so ein bisschen wie eine Abteilung, die woanders sitzt. Also die waren zu 95% nur
00:02:20: für uns tätig und sind auch mit uns gewachsen. Also nicht so klassisches Dienstleisterverhältnis,
00:02:26: würde ich behaupten. Aber natürlich schon so ein bisschen speziell. Wir haben damals die Anforderungen
00:02:32: von den internen Multiplikatoren, haben wir die genannt, aufgenommen, also aus allen Fachbereichen
00:02:39: und haben dann mit den Projektmanagern auf der anderen Seite gesprochen und die wiederum mit
00:02:43: den Entwicklern, also so ein bisschen Flüster-Post, bis mal die Anforderungen vom Kunden bis zu dem
00:02:48: jenigen Tag kam, der es dann programmiert hat. Ja, und so wie Jobhat gewachsen ist, ist auch
00:02:57: dieses Konstrukt gewachsen. Da kam immer wieder Entwickler dazu und irgendwann hat man gemerkt,
00:03:01: es skaliert gar nicht so richtig und es sind auch viele Dinge verloren gegangen in dieser Strecke,
00:03:06: also einfach durch die langen Kommunikationswege. Und dann kam man irgendwann auf die Idee, warum
00:03:11: können wir das nicht zu uns holen. Da war man auch weit weg von der PTO, aber so eine Idee,
00:03:17: die eigene Softwareentwicklung mal zu starten, war dann geboren. Wie ist man das angegangen?
00:03:24: Also es klingt so, als hätte man wenig internes Know-How und Softwareentwicklung gehabt. Ja,
00:03:32: also wir hatten schon so ein, zwei Experten und auch Entwickler bei uns, die so als Freelancer
00:03:38: auch so ein bisschen dabei waren. Vor allem unser damaliger Bereichsleiter hatte eigentlich ein
00:03:45: ganz gutes Gefühl dafür, was man braucht. Ja, und dann gab es eine persönliche Beziehung. Holger,
00:03:52: einer der Gründer, hatte eine persönliche Beziehung zu dem Geschäftsführer des Dienstleisters und
00:03:59: dann sind wir das recht offen angegangen. Also es war jetzt keine feindliche Übernahme, sondern
00:04:03: haben da ganz transparent darüber gesprochen, dass wir Leute zu uns holen wollen und auch warum
00:04:07: und das auf offene Ohren gestoßen. Und dann sind wir tatsächlich mal mit Holger und einer großen
00:04:14: Mannschaft dahin gefahren und haben Einzelgespräche geführt und Werbung für Job hat gemacht und
00:04:19: probiert die Leute zu überzeugen, bis sie zu uns kommen. Wir hatten keine Ahnung, ob überhaupt
00:04:23: jemand Lust drauf hat. Aber letztendlich sind dann alle die, die wir haben wollten, auch tatsächlich
00:04:28: zu uns gekommen und die meisten sind auch nach Freiburg umgezogen. Es war ein richtig großes
00:04:33: Projekt mit Umzug und Unterstützung und Wohnungssuchen und die waren auch mal eine Woche hier zum
00:04:40: kennenlernen, den Rest der Firma kennenlernen, den Campus sehen. Das war... Gab es den Campus
00:04:46: schon? Ja, nicht so richtig. Wir waren im Straumangebäude, also hier gerade nebenan und das
00:04:54: Gebäude Nord war noch nicht fertig. Also wir haben die Baustelle mit denen angeguckt, aber er hat
00:04:58: schon ein Gefühl dafür gegeben, was da entsteht und das ganze Drumherum. Also waren ja hier noch mehr
00:05:04: Gebäude alle verteilt. Die haben dann schon einige kennengelernt. Wir haben einen Jobradfab
00:05:08: gemacht extra mit denen. Fab ist ein Feierabendbier für mich. Leute, die es nicht wissen. Danke. Genau,
00:05:17: und das hat gut geklappt. Die sind dann alle zu uns gekommen. Auch viele sind heute noch da. Ja, cool.
00:05:22: Ja, und seitdem sind wir ein Unternehmen, was Softwareentwicklungen macht? Genau, damals haben
00:05:30: wir dann, ich glaube, wir waren am Anfang mal alle so in einem Team und haben dann halt das hier
00:05:36: gemacht, was davor über den Flüsterpost funktioniert hat. Und auch da hat man recht schnell gemerkt,
00:05:45: wo wir müssen das irgendwie aufteilen, wenn wir alle am gleichen Coachnipsel arbeiten, kommen
00:05:49: uns in die Quere. Und dadurch haben wir dann Wertströmteams gebildet. Das ist so ein bisschen
00:05:56: ähnlich wie das, was wir heute haben, aber nicht ganz eins zu eins abgebahnt. Aber wir haben so ein
00:06:03: bisschen probiert aufzuteilen, wer ist für was zuständig. Hatten dann auch schon ein paar Menschen
00:06:07: mehr, die dann nicht mehr Projektleiter, sondern Product Owner hießen und haben probiert damit
00:06:13: zu skalieren. Da gab es immer noch Abhängigkeiten und Abstimmungsbedarf, aber man hat schon gemerkt,
00:06:18: dass es eher was der Geschwindigkeit des Wachstums mithalten kann und einigermaßen skaliert.
00:06:26: Und das heißt, im damaligen Setup wart ihr Product Manager und Developer? Also jetzt rollen
00:06:36: mäßig? Ja, also wir haben es explizit Product Owner genannt, weil es damals noch den Bereich
00:06:43: Product Management außerhalb gab. Und da war schon immer so ein bisschen unklar, wo ist
00:06:48: da der Unterschied eigentlich. Und natürlich haben wir bei vielen Ideen und Anforderungen dann mit
00:06:53: dem Product Management gesprochen. Das hat sich glaube ich für beide Seiten damals schon komisch
00:06:59: angefühlt. Deswegen ist es gut, dass wir das heute nicht mehr haben. Aber letztendlich genau
00:07:03: wir waren Product Owner, Product Manager und Entwickler. Und dann je nachdem, wo der Fokus lag,
00:07:09: bisschen mehr Frontend und Backend, aber eher Backend-Lustig behaupte ich mal, weil wir da
00:07:15: noch ganz viele Prozesse einfach bearbeitet haben. Da war noch gar nicht so viel nach Frontend gemacht
00:07:22: und UX war auch noch in weiter Ferne. Das gab es eigentlich so gut wie gar nicht.
00:07:27: Und das war dann diese Phase, dem nannte sich DSS, war das dann? Oder war das?
00:07:35: Also ganz am Anfang hieß der Bereich O und S, Organisationsentwicklung und Systeme,
00:07:42: zwischenzeitlich dann D und S, Digitalisierung und Systeme und das ist ja der Vorgänger zur PTO.
00:07:49: Wir waren damals auch noch mit der klassischen IT in einem Bereich. Also wir hatten auch wirklich
00:07:56: die ganzen Hardware- und Telefoniethemen und so, dann einfach bei uns in einem anderen Team. Das ist
00:08:03: ja jetzt alles ein bisschen größer und damit auch gesplittet. Genau, wir haben damals eine recht
00:08:09: große Migration gemacht, das ERP-System auf mehrere Versionen hochmigriert und von der
00:08:15: Community-Version in die Enterprise-Version. Das ging dann entsprechend auch länger und danach,
00:08:21: in das, was wir Wertstrom-Teams genannt haben, reingegangen. Wir sind schon recht ähnlich zu
00:08:29: den Teams, die wir jetzt heute haben. Aber man hat gemerkt, das passt noch nicht so ganz. Also man
00:08:34: hat, glaube ich, immer irgendwie probiert, ein Konstrukt zu finden. Das zu dem passt, was wir
00:08:38: machen. Wertstrom war der erste Versuch. Ich finde es jetzt mit dem, was wir mit den Userjourneys
00:08:46: machen, noch ein bisschen griffiger und auch in Kombination mit UX. Aber das ist erst so richtig
00:08:51: mit der PTO dann entstanden. Also das war damals noch nicht wirklich absehbar. Aber man hat gemerkt,
00:08:57: es ist besser, wie das, was wir da vorgemacht haben. Aber es ist noch, also da waren noch
00:09:02: viele Themen. Wir haben auch noch nicht so richtig mit Kunden gesprochen. Klar, immer mal wieder,
00:09:06: wenn ein Großkunde ge-onboardet wurde. Aber das war eher die Ausnahme. Also jetzt direkt Kundeninterviews
00:09:12: und mal wirklich Entwickler mit Kunden sprechen lassen, war damals ein No-Go. Das war noch sehr
00:09:19: oldschool. Da hat man probiert, die Entwickler zu schützen vor dem bösen Kunden oder dem
00:09:24: bösen Vertrieb, weil die haben ja ganz viele verrückte Ideen. Und dadurch war einfach noch
00:09:29: viel, ja, Reibungsverlust, glaube ich. Wie habt ihr das damals festgestellt, dass es nicht so
00:09:35: passt? Weil ich meine, ich finde, ich bin jetzt ja noch nicht so lange bei Jobrat. Ich bin seit
00:09:40: Oktober hier. Ich finde es aber durchaus ein tolles Zeichen, dass eine Organisation, die sich so,
00:09:47: weiß ich nicht, sage ich mal, die sich findet oder die irgendwie im Wachstum ist, im Fluss ist,
00:09:51: trotzdem noch irgendwie erkennt, dass die selber nicht funktioniert. Weil wenn ich so ein Wachstum
00:09:59: bin, bin ich ja gerne in diesem Modus irgendwie, ich muss auch meine Zahlen gucken und Zahlen alles
00:10:04: also die Zahlen muss ich meine Excel habe. Da muss noch grüner werden. Und dass ich mal trotzdem da
00:10:10: diesen Optimierungsgedanken oder diesen irgendwie könnte ich besser funktionieren habe. Ich glaube,
00:10:16: es waren ein paar Stellen, aber zum einen haben wir dadurch, dass wir eigentlich immer nur im
00:10:23: Feuerwehrmodus unterwegs waren und probiert haben, den nächsten großen Kunden zu onboarden,
00:10:28: haben wir viele Dinge quick and dirty gemacht, neue Abhängigkeiten geschaffen oder Sonderlocken
00:10:34: wie auch immer das nennen willst. Aber wir haben dann irgendwann gemerkt, wir haben so viele
00:10:38: Abhängigkeiten im System, dass wir an manchen Stellen was ändern und an einer ganz anderen
00:10:44: Stelle hat es eine Auswirkung. Und so langsam hat man gemerkt, das wird unserem Qualitätsanspruch
00:10:50: nicht mehr gerecht und wir können es auch gar nicht mehr so richtig überblicken. Und dann
00:10:55: hast du halt auch so Klassiker drin, weil wir viel mit Annahmen gearbeitet haben. Da haben wir halt
00:11:00: auch Dinge ausgerollt, die nachher ja nur nicht gar nicht benutzt wurden oder vielleicht auch gar
00:11:07: nicht verstanden wurden, wo der Gedanke gut war, aber man hat halt nie jemanden drauf testen lassen,
00:11:11: der außerhalb von Jobrad honkt. Und man ist ja dann doch auch irgendwie so in seinem Tunnel
00:11:17: und dass da draußen die Welt Fahrradleasing vielleicht gar nicht so gut versteht, haben wir
00:11:22: dann an ein paar Stellen auch zu spüren gekriegt. Und ich glaube, dadurch kam immer mehr der Gedanke,
00:11:27: oh, das muss doch auch anders gehen, das geht besser. Und dann ist man Richtung Product Team,
00:11:34: COX, ja und ich sag mal der moderneren Softwareentwicklung, die wir heute machen. Wir haben uns
00:11:40: das auch so ein bisschen extern immer mal Input geholt und gespickt, was machen denn andere
00:11:47: Branchen so, die ähnliche Fragestellungen haben. Und ich glaube, das Resultat war dann die PTO oder
00:11:56: zumindest das, was es damals war. Das entwickelt sich ja eh irgendwie immer weiter. Ich wollte
00:12:00: grad fragen, war das so ein fließender Übergang? Also es haben sich einzelne Dinge geändert,
00:12:05: bis wir dann irgendwann in dem Zustand angekommen sind oder war das wirklich, man hat sich einen
00:12:09: neuen Plan überlegt und gesagt, ab morgen machen wir PTO? Also es hat ja mit dem Pilot Team begonnen,
00:12:16: also es gab erstmal so ein Team, das anders gearbeitet hat, wie die Teams davor. Und es war
00:12:23: erstmal so ein bisschen so ein Experiment und man wusste noch gar nicht, was man davon halten
00:12:27: soll. Und die haben aber recht schnell zurück gemeldet, dass sie den Modus ganz gut finden und
00:12:34: alle ganz begeistert waren. Und ich glaube, es war dann schon ein ganz schöner Schritt. Also jetzt
00:12:41: für mich, ich glaube für die Entwickler vielleicht gar nicht so ein großer Unterschied, aber der
00:12:47: Scope von der Rolle hat sich ganz schön verändert, weil jetzt als Produktmanager bist
00:12:51: ja eigentlich eher so ein bisschen Geschäftsführer von der kleinen Firma schon fast und hast eine
00:12:57: ganz andere Verantwortung. Das war als Product Owner schon auch sehr viel gekapselter. Da haben wir
00:13:02: auch keine Business Cases gerechnet und nicht mit Versicherungen verhandelt und solche Dinge.
00:13:08: Das war dann eher das Produktmanagement. Aber dadurch sind eben diese Reibungsverluste entstanden,
00:13:13: weil wir nicht wussten, was die wissen. Also klar, wir haben miteinander gesprochen, aber ich sage
00:13:19: mir, das Alignment war jetzt auch gar nicht so da. Und dadurch war es für mich schon irgendwie ein
00:13:23: großer Unterschied. Letztendlich, ich arbeite immer noch mit so...
00:13:29: 6, 7, 8 Leuten in einem Team und wir probieren uns einen kleinen Teil der Kundenstrecke anzuschauen und
00:13:36: das zu verbessern, das haben wir davor auch gemacht, aber so wie wir das machen und das
00:13:42: tägliche Doing hat sich schon krass verändert. Das wird zu sagen, sind so die Hauptunterschiede
00:13:48: vorher nachher, also das schon erwähnt von Wertstrom zu User Journey, das ist eine Änderung,
00:13:58: das ist so verstanden, es gab noch weitere. Ja, ich glaube die Autonomie ist jetzt schon auch eine
00:14:03: ganz andere, also davor haben wir viel Input gekriegt von Multiplikatoren und haben uns darauf
00:14:13: verlassen, dass andere Leute uns sagen, was wichtig ist für die Kunden und hatten auch nicht so
00:14:20: richtig immer das Gefühl, dass wir das selber entscheiden können bis zum letzten Punkt. Klar,
00:14:23: da sind dann auch andere Zwänge, wenn wir im Wachstum hast du ganz andere Voraussetzungen,
00:14:28: da musst du gucken, dass du den den potenziellen Großkunden glücklich machst, sonst geht er halt
00:14:34: woanders hin, aber da haben wir heute einen ganz anderen Grad der Autonomie, also wir können ganz
00:14:41: anders entscheiden, was ist jetzt das Wichtigste, was wir als nächstes tun sollten. Das ist auch gut so,
00:14:47: glaube ich, weil wir am besten Bescheid wissen über den Teil der Journey, in dem wir arbeiten,
00:14:53: aber das ist für mich ein wesentlicher Unterschied. Also vielleicht war es ein Stück weit damals auch
00:14:58: einfacher, weil man nicht so viel Verantwortung hatte und die eher an anderen Stellen getragen
00:15:02: wurde, aber die Autonomie hat natürlich auch viele Vorteile. Also man kann wirklich mit
00:15:07: Usern sprechen und hören, was ist ihr Problem und das mit anderen Problemen oder anderen
00:15:13: Opportunities abwägen und als Team entscheiden, was sollten wir als nächstes tun. Das ist schon
00:15:18: ein Riesenunterschied und auch dieses, wir haben damals schon iterativ gearbeitet und probiert nicht
00:15:26: sechs Monate an irgendwas zu arbeiten und uns dann in einem Big Bang auszurollen, aber so wie
00:15:33: wir heute vielleicht sogar mit kleinen Kundengruppen Experimente machen und uns wirklich auch ein User
00:15:40: Feedback holen, bevor wir an Dingen weiterschrauben und dann vielleicht irgendwann an alle ausrollen,
00:15:46: das ist schon auch mal ein anderer Weg, die Dinge zu entwickeln, wie es damals in den Wertschrump-Teams
00:15:54: noch der Fall war. Bei einem vorigen Arbeitgeber von mir, ich glaube, das darf ich erzählen,
00:16:00: gab es eine große Initiative oder gibt es wahrscheinlich immer noch die hieß "from
00:16:03: project to product" und das erinnert mich gerade sehr stark daran, weil man eben immer in dieser
00:16:08: Projektdenke war, wir kriegen irgendwie einen Auftrag, wir machen den und dann kriegen wir den
00:16:12: nächsten Auftrag und machen mal den und dann ist man natürlich so fremdgesteuert und wenn man das
00:16:17: hinkriegt diese Transition zu schaffen und die, wie du sagst, die Ownership zu übernehmen für ein
00:16:21: Produkt, dann ist man selber sozusagen am Lenkrad, was natürlich viel mehr Verantwortung ist, aber
00:16:30: ein ganz anderes Arbeitserlebnis, glaube ich. Kannst du das bestellen? Das Produkt ist dein Baby,
00:16:41: also hast du eine stärkere Beziehung tatsächlich auch zu dem Produkt, was ihr macht jetzt?
00:16:48: Ja, definitiv. Also du hast schon eher das Gefühl, dass du, also das Gefühl der Ownership oder der
00:16:56: Verantwortung ist jetzt ein ganz anderes. Das haben wir davor, stand das auch in der Rollenbeschreibung
00:17:00: drin von den Wertstrom-Teams, aber du hast gerade ganz gut beschrieben, wir haben letztendlich
00:17:05: auch Projekte gemacht, allerdings dann in dem Wertstrom-Team, aber es hat sich nicht so viel
00:17:11: geändert zu davor und jetzt ist es wirklich dieses "you built it, you own it", das ist viel mehr da,
00:17:19: also das ist wirklich, bei einem Projekt hast du ja immer so einen Abschluss gehabt und dann war
00:17:25: die Verantwortung auch vielleicht in einem anderen Team oder in einem anderen Fachbereich und das
00:17:28: haben wir jetzt so gar nicht mehr, das ist jetzt klar, das liegt im Team und das Team hat auch die
00:17:36: Verantwortung, dass es weiterläuft und dass auch als Supportfälle bearbeitet werden und alles,
00:17:44: was halt dazugehört und das habe ich schon das Gefühl, dass das ein ganz anderes Setting ist,
00:17:52: also dass ein anderes Verantwortungsgefühl da ist. Also bei mir auf jeden Fall, ich glaube auch bei
00:17:56: den Teams im Allgemeinen, das kann man schon sagen. Wenn unsere Hörerinnen und Hörer jetzt losrennen
00:18:04: und ihre eigene PTO gründen, das ist so ein Ratschlag, gibt es was, was du vielleicht anders gemacht
00:18:09: hättest oder sagen würdest, das ist, was worauf man achten sollte? Ja, ich glaube am Anfang hat man
00:18:21: probiert, das klingt jetzt vielleicht böse, aber so ein bisschen die Realität auszublenden,
00:18:27: um erstmals auszuprobieren, wie funktioniert denn jetzt die Führung von so einem autonomen
00:18:33: Produkt Team und man hat gesagt, ihr macht erst mal kein Stakeholdermanagement und ihr müsst
00:18:38: doch erst mal keine Supportfälle für euren Teil der Journey machen und dann kannst du natürlich
00:18:43: auch an Discovery-Themen und so ganz anders dran gehen, wenn du keine Stakeholder im Nacken sitzen
00:18:49: hast und keine User, die vielleicht gerade ein massives Problem haben mit dem täglichen Doing
00:18:57: und ich kann erst mal nachvollziehen, dass man das so macht, weil man ja schon auch irgendwie
00:19:02: kleiner anfangen muss, aber man hat daraus meiner Meinung nach einige Ableitungen getroffen, wie
00:19:08: man zukünftig kommuniziert und vielleicht Dinge transparent macht und auch priorisiert und es passt
00:19:15: eben nicht zu einem Konstrukt, in dem schon sehr viele Menschen arbeiten und vor allem tausende
00:19:21: User jeden Tag das Produkt benutzen, da kannst du Second Level Support und auch Stakeholdermanagement
00:19:28: nicht einfach ausblenden und ich glaube, das würde ich beim nächsten Mal mir wünschen, dass es
00:19:35: anders läuft, weil man dann so ein bisschen in so einem Vakuum einfach Dinge entwickelt und das
00:19:41: nachher also dann daraus Schlüsse zu ziehen und das auf alle weiteren Produkt Teams auszurollen,
00:19:47: das funktioniert dann eben nicht, wenn die auf einmal mit der Realität konfrontiert sind und
00:19:50: dann steht, glaube ich, auch eine Erwartungshaltung, die den Teams gegenüber nicht fair ist, aber wenn
00:19:55: ich den ganzen Tag Zeit habe mich mit dem gesamten Team auf eine Discovery zu stürzen, dann habe
00:20:01: ich nach vier Wochen natürlich ein anderes Resultat, wie wenn ich nebenbei noch ganz viele andere
00:20:05: Dinge machen muss und auch technische Schulden sind bei uns natürlich einfach ein Thema, da ist durch
00:20:11: das Vakuum sehr viel entstanden und das bedeutet, dass man an vielen Stellen eben nicht auf der
00:20:17: Grünen Wiese programmiert, sondern auch viele Dinge erst mal ein bisschen aufräumen muss und
00:20:23: technische Schulden abbauen und das ist dann eben, da bist du dann schnell an einem Punkt, wo du nicht
00:20:27: mehr 100% Kappe hast für die neue tolle Produktidee, sondern du bist vielleicht fasenweise nur noch
00:20:33: mit 50% unterwegs, weil alle anderen Themen auch noch ein bisschen Zeit brauchen und das war, glaube
00:20:39: ich, zu Beginn einfach so ein, da war eine Arget-Diskupanz drin, ich will aber auch nicht tauschen,
00:20:44: weil das war jetzt auch kein einfacher Job, die PTO zu starten und auch erstmal so eine Verantwortung
00:20:50: aufzubauen, so ein Vertrauensgefühl vom Rest der Unternehmung. Ich glaube, das ist auch ein
00:20:57: schwieriger Spagat, weil andersrum, du musst ja für etwas Neues erst mal Raum schaffen und den
00:21:04: Menschen den Freiraum geben. Das dachte ich auch gerade, du musst ja irgendwie erst starten, also
00:21:08: das ist so ja und das, was du sagst, ergibt für mich absolut Sinn, wenn du natürlich im Luftleeren
00:21:15: Raum und auf der Grünen Wiese anfängst und dann die Ableitung übernimmst für alle, das funktioniert
00:21:19: nicht. Andersrum funktioniert es aber halt auch nicht. Also du kannst nicht irgendwie sagen,
00:21:24: zu allem, was ihr eh schon macht, macht ihr jetzt noch alles anders. Spannende Frage, was da das
00:21:33: Optimum und die optimale Balance ist? Wahrscheinlich können wir das gar nicht beantworten und jedes
00:21:38: Unternehmen muss das für sich selber herausfinden. Aus dem Bauch hätte ich jetzt gesagt, das ist
00:21:45: genau das Richtige, also da kannst du dich noch iterativ dran. Also der dumme Spruch, das einzige
00:21:52: Konstante ist der Wandel. Ja, also was ich daraus höre, gut, wenn das Unternehmen das in der DNA hat,
00:22:01: seine Organisationsformen in regelmäßigen Abstanden zu überprüfen, wenn man so ein Bauchgefühl hat,
00:22:07: passt das nicht so ganz. Dann mag es irgendwann, wenn wir uns jetzt die PTO angucken, die auch gut
00:22:13: funktioniert, wie du hast schon gesagt hast, vielleicht schon ein paar hier und da noch eine
00:22:18: Macker hat, vielleicht gibt es irgendwann PTO 2, wo wir genau diese Macken angehen. Was heißt ich?
00:22:22: Ja, hoffe ich doch. Während alles wäre. Also nee, ich kann nicht damit es mich jetzt irgendwas akut
00:22:28: stört, aber wenn es die nächsten zehn Jahre genauso bleibt wie jetzt, wäre es, glaube ich, in
00:22:37: sich schon ein Alarmsignal, das wäre Stillstand bedeuten. Genau. Ja, also würde auch gar nicht
00:22:43: in unserer Natur liegen. Wir machen ja ständig, also wir führen ja ständig Retrospektiven durch
00:22:50: und schauen, was läuft denn gerade gut und was wollen wir ändern und die Situation ändert sich
00:22:54: auch. Wir sind ja auch mit dem Markt gerade an einer ganz anderen Stelle wie noch vor drei Jahren,
00:22:58: aber ich glaube tatsächlich so eine Blaupause, wie starte ich jetzt eine PTO, die gibt es nicht,
00:23:04: weil da hängen ganz viele Themen dran. Also für mich ist es auch ein ganz stark abhängig von der
00:23:09: Kultur. Du musst auch Vertrauen in die Menschen haben und in die Experten und das Thema Transparenz
00:23:18: spielte auch ganz stark mit rein und da ist Jobrad, glaube ich, anders wie andere Unternehmen. Also
00:23:25: da hatte man wahrscheinlich, wenn man das in einem anderen Betrieb startet, nochmal andere Themen,
00:23:31: aber das hat man hier schon gemerkt, dass es auch nicht so einfach war, diesen Wandel irgendwie
00:23:40: jetzt erstmal laufen zu lassen und zu gucken, weil es eben eine Phase war, wo wir auch ganz viele
00:23:45: dringende Themen auf dem Tisch hatten und dann einen Team rauszuschneiden und zu sagen, ihr guckt
00:23:50: jetzt einfach mal, wie das mit der Produktarbeit funktioniert, das muss man sich auch erstmal
00:23:53: trauen, weil da natürlich auch Leute drin waren, die hätten in der Zeit auch ein Feature für den
00:23:59: neuen großen Kunden bauen können und der wäre bestimmt glücklich gewesen und sich dann das
00:24:05: zu gönnen und zu sagen, die 4, 5, 6 Leute, die machen wir, packen wir jetzt einfach mal auf die
00:24:12: Seite, weil wir das brauchen. Das fand ich schon mutig, das muss man sich auch trauen.
00:24:19: Ja, ich schaue auf die Uhr, ich schaue immer zum Minute 26 und 28 Sekunden auf die Uhr.
00:24:29: Ja, kennen wir. Das kennen wir, ja, das ist eine runde Zahl. Ja, ich hätte fast gesagt,
00:24:38: ich habe einen guten Beblick über die Genese von der BTO erhalten. Auf jeden Fall.
00:24:44: Habt ihr noch was auf dem Herzen? Ich wollte eigentlich gerade den Martin die Chance zu geben,
00:24:50: dem Martin die Chance zu geben zu sagen, was er schon immer mal loswerden wollte.
00:24:57: Ja, ich war ja ein bisschen skeptisch, ob ich heute hier so positiv Dinge erzählen kann,
00:25:06: weil natürlich gerade der Wandel und in 8,5 Jahren, da haben wir ein paar davon durchgemacht,
00:25:10: der Schmerz natürlich auch zwischendurch. Aber ich glaube, das was überwiegt und was
00:25:16: vielleicht auch interessant ist für Menschen, die jetzt zuhören und nicht bei Jobrad sind,
00:25:20: es macht tatsächlich großen Spaß. Ich glaube, die Produktarbeit hier und die Entwicklungsarbeit,
00:25:28: die ist schon eine ganz andere wie an vielen anderen Stellen und ich kann nur empfehlen,
00:25:32: es einfach mal auszurubieren. Also wenn ich es heute vergleiche, mit dem wie ich früher
00:25:36: bei Jobrad Software Entwicklung erlebt habe oder auch der vorbe anderen Unternehmen, dann ist das,
00:25:42: was wir heute machen, eigentlich genau das, was ich ausprobieren wollte und einfach ein bisschen
00:25:46: moderner, agiler und user-zentrierter. Das sind viele Buzzwords, aber das stimmt einfach,
00:25:54: das macht Spaß und deswegen vielen Dank auf jeden Fall, dass ich heute da sein durfte.
00:25:59: Vielen Dank, dass du hier warst. Das war ein fantastisches Schlusswort,
00:26:02: aber hätten wir nicht besser hingekriegt. Richtig, vielen Dank für deine Zeit. Das hat
00:26:06: wirklich Spaß gemacht und wir würden uns sehr freundlich auch beim nächsten Mal wieder begrüßen
00:26:10: zu dürfen. Zu einem anderen Thema. Ja, ich würde einfach mal sagen, damit fahren wir es nach Hause.
00:26:17: Wir sagen vielen Dank, liebes Internet für es zuhören. Wir freuen uns auf euer Feedback. Wie
00:26:24: immer in den Kommentaren. In den Kommentaren und bei Spotify, bei Apple Podcast oder auf unserer
00:26:29: Webseite. Und dann sagen wir einfach mal bis zum nächsten Mal. Tschüss. Auf Wiederhören. Ciao zusammen.
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